Ein Baby kommt ins Haus

27. August 2015

Viele Tierhalter machen sich Sorgen, wie sich die Ankunft eines Babys auf Ihr Haustier auswirken wird und welche möglichen Gefahren vom Tier für die Schwangere und das Neugeborene ausgehen.

Die Verunsicherung ist hier vor allem bei Katzenbesitzern groß. Katzen können Toxoplasmen (Einzeller) übertragen, durch die es zu gesundheitliche Schäden beim ungeborenen Kind kommen kann. Auch wenn es sich bei diesen Krankheitserregern um ein zunehmendes Risiko handelt, ist eine Abgabe der Katze nur in den seltensten Fällen nötig! Der behandelnde Frauenarzt kann zunächst feststellen, ob bei der Katzenhalterin bereits Antikörper gegen Toxoplasma gondii vorliegen. Sollte dies nicht der Fall sein, kann bei einem Tierarzt ein Infektionsnachweis über eine Blutuntersuchung bei der Katze durchgeführt werden. Nur die Neuinfektion der Frau mit Toxoplasma gondii während der Schwangerschaft ist gefährlich. Je nach Ergebnis des Bluttests kann der Tierarzt die Halter über entsprechende Vorsichts- und Hygienemaßnahmen informieren.

Der Hund ist als Überträger von speziellen Krankheitserregern auf das Ungeborene eher ungefährlich. Unabhängig davon sollte aber immer auf die Hygiene geachtet werden. Ist das Baby einmal da, sollten regelmäßig Kotproben auf Parasiten untersucht werden bzw. prophylaktische Wurmbehandlungen durchgeführt werden, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.

Die meisten Hunde- und Katzenhalter haben bereits Erfahrung, wie ihr Tier auf Babys und Kinder reagiert. Zeigt es sich eher ängstlich, unsicher, freudig oder stürmisch? Die Reaktionen spiegeln die Vorerfahrungen des Tieres wieder, d.h. wieviele positive Kontakte es bereits mit Kindern hatte. Die Rasse sagt allerdings entgegen gängiger Rassebschreibungen wenig über die „Kinderfreundlichkeit“ aus. Diese ist nicht genetisch bedingt, sondern hängt vom jeweiligen Charakter und der erfahrenen Sozialisation ab.

Wenn bekannt ist, dass das Tier zu ängstlichem oder gar aggressivem Verhalten gegenüber Kleinkindern neigt, sollten rechtzeitig mitvor Ankunft das Babys geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Am besten erfolgt dies in Absprache oder unter Anleitung eines verhaltenstherapeutisch erfahrenen Tierarzts oder Therapeuten.

Katzen stellen im Allgemeinen ein geringes Risiko für Babys dar. Eine sonst als verträglich geltende Katze wird nur in Ausnahmefällen aggressiv auf das Baby reagieren oder es sogar angreifen. Häufiger kommt es vor, dass die Katze mit im Babybett / in der Wiege schlafen möchte, weshalb zur Sicherheit ein Netz oder Gitter verwendet werden sollte.

Bei Hunden ist Sicherheit oberstes Gebot. Ein Baby sollte niemals unbeaufsichtigt mit einem Hund alleine gelassen werden!

Meist entwickeln sich Abwehrreaktionen, weil Krabbelkinder oder laufende Kleinkinder die Individualgrenzen von Hunden verletzen. Sie schlafen und erschrecken sich oder fühlen sich durch plötzliche Berührungen bedrängt. Kleine Kinder sind für Hunde schwer einzuschätzen und überraschen die Tiere mit unvorhersehbarem Verhalten, wodurch Kinder Schaden nehmen können. Dabei muss nicht immer das Tier der „Übeltäter“ sein. Es gilt auch, das Tier vor „Übergriffen“ und „unsachgemäße Behandlung“ durch tollpatschige Heranwachsende zu schützen.

Häufige Gründe für Beißvorfälle:

  • mangelnde Sozialisation an Kinder
  • hohe territoriale Veranlagung
  • Konflikte um Ressourcen
  • negative Erlebnisse oder Emotionen
  • Jagd- / Beuteverhalten

Leider hält sich der Irrglaube hartnäckig, dass ein Baby einen höhren Rangstatus einnehmen sollte als ein Hund oder dass es generell einen besonderen familiären Schutz für das Baby gebe (ähnlich dem vermeintlichen Welpenschutz). Beides trifft nicht zu. Der Rangstatus des Hundes bzw. der Katze spielt bei Abwehrreaktionen dieser Art laut Verhaltenstherapeuten keine Rolle.

Ein Verhaltenstherapeut kann werdenden Eltern auch viele Tipps an die Hand geben, was sie vor dem Einzug zu Hause ändern und trainieren können, was bei der Ankunft des Babys konkret zu beachten ist und wie das Miteinander im Alltag gut klappt. Dabei reichen oft kleine Veränderungen wie z.B. eine Rückzugsmöglichkeit für das Haustier, Gehorsamsübungen wie „Platz“ oder „Bleib“ oder die klare Trennung zwischen Kinder- und Hundespielzeug.