Fütterungstrend „BARF“

2. Juli 2013

Hund in Wiese

BARF = biologisch artgerechtes rohes Futter

Der anhaltende Trend zur Rohfütterung begegnet uns in unserer Praxis immer häufiger. Wir möchten Ihnen die wichtigsten Argumente nennen, die unserer Meinung nach für oder gegen eine Rohfütterung sprechen.

Kriterien für eine gut getroffene Futterwahl sind z.B.

  • das Halten des Idealgewichts
  • gesunde Haut
  • glänzendes Fell
  • ein- bis zweimal täglich Absatz von geformtem Kot
  • lebhaftes Verhalten

Kommerzielles Hundefutter, das als „Alleinfuttermittel“ gekennzeichnet ist, enthält alle wichtigen Inhaltsstoffe, um einen Hund gut zu ernähren. Zusätzlich benötigt jedes Tier ausreichend Trinkwasser.
75% aller Hunde in Deutschland werden mit kommerziellem Hundefutter ernährt. Dabei ist die Ration für den jeweiligen Hund nach Angaben des jeweiligen Herstellers zu ermitteln und variiert je nach Futtersorte, Nass- oder Trockenfutter und „Body Condition Score“  (BCS = Einteilung zur Beurteilung des Unterhautfettgewebes) des Tiers.
Die Dosierung von Alleinfuttermitteln ist einfach zu handhaben, geht schnell und ist sauber. Die lange Haltbarkeit und unkomplizierte Lagerung (vor allem bei Nassfutter) ist ein deutlicher Vorteil gegenüber selbst zubereiteten Rationen.

6-10% aller Hunde in Deutschland werden mit selbst zubereiteten Rationen ernährt (roh und gekocht). Viele Besitzer möchten ihrem Hund etwas Gutes tun, indem sie selbst für ihn kochen. Leider fehlt jedoch häufig die entsprechende Sachkenntnis, um bedarfsgerechte Protionen zusammenzustellen. Ca. 90% aller Hunde, die selbst zubereitetes Futter erhalten, weisen Fehlversorgungen bei einzelnen Vitaminen, Mineralstoffen bzw. Spurenelementen auf, weil eine passende Supplementierung fehlt.
Daher empfehlen wir allen BARF-Hunden eine regelmäßige Blutuntersuchung (1-2 Mal pro Jahr). Inzwischen gibt es von externen Laboren speziell aufs BARFing ausgerichtete Profile.

Viele Besitzer BARFen nicht im klassichen Sinne, sie füttern rohes Fleisch und dazu gekochtes oder gedünstetes Gemüse oder Obst. Meist besteht nur ein Teil der Ration aus rohen Zutaten. Oft wollen Hundebesitzer dem menschlichen Wunsch nach Abwechslung entsprechen. Tatsächlich neigen Hunde, deren Fütterung variiert aber eher zu Durchfall und Verdauungsproblemen als Hunde, deren Fütterung konstant bleibt, was der Besitzer oft als „eintönig“ oder „langweilig“ empfindet.

Rohfütterung ist eine zeitaufwändige Angelegenheit, die entsprechende Kühl- und Lagermöglichkeiten voraussetzt und für den Urlaub bzw. unterwegs gut organisiert werden muss.
Für viele Besitzer ist die Möglichkeit der individuellen Kombination von Einzelzutaten ein wichtigtes Argument. Bei verschiedenen Erkrankungen, z.B. Allergien, können die einzelnen Zutaten gezielt gewählt werden, was ein Vorteil gegenüber Fertigfuttermitteln ist, deren Deklarationen nicht immer eindeutig und nachvollziehbar sind. Auch die Frische und direkte Nachvollziehbarkeit der Herkunft der einzelnen Zutaten sind für BARFer ausschlaggebende Argumente. Dabei sollte man bedenken, dass die Herkunft und Qualität der Produkte leider nur ebenso eingeschränkt nachvollziehbar sind wie beim Einkauf für den Menschen.

BARFer sollten sich über die Gefahr von Aujetzky-Virusinfektionen bei Fütterung von rohem Schweinefleisch bzw. Wildschweinleber im Klaren sein. Aujetzky ist eine für Hund und Katze in der Regel tödlich verlaufende Erkrankung. Oft wird das Infektionsrisiko von rohem Fleisch deutlich unterschätzt, denn Bakterien, Einzeller (Protozoen) und Würmer stellen auch für den Menschen ein Risiko dar.
Außerdem können Knochengaben zu „Knochenkot“ (Verstopfung) und Verletzungen im Magen-Darm-Trakt führen.

Häufig werden für die Rationsberechnung Internetrechner zur Hilfe genommen, die eine Portion für einen „typischen“ Hund der Größe, Rasse, Konstitution etc. berechnen, individuelle Bedürfnisse aber nicht berücksichtigen können. Oft werden bei dieser Berechnung auch die Leckerchen vergessen.

Wer BARFen möchte, sollte sich von einem Fachtierarzt mit Zusatzbezeichnung „Ernährungsberatung“ begleiten lassen. Auch die Universität München bietet einen solchen Service.
Vor allem im Wachstum, während Trächtigkeit und Säugephase, bei sportlich aktiven Hunden und bei Hunden mit Erkrankungen empfehlen wir, das BARFen gut zu überdenken und in jedem Fall eine professionelle Rationskalkulation einzuholen.

Für welche Fütterung Sie sich als Besitzer auch entscheiden, wichtig sind vor allem feste Futterzeiten, die Aufteilung der Mahlzeiten auf ein-, besser zweimal täglich und ausreichend lange Ruhepausen nach der Fütterung.