Hat mein Tier Schmerzen?

22. Februar 2013

Berner Sennenhund

Noch in den 80er Jahren stritten sich Wissenschaftler darüber, ob Tiere Schmerzen empfinden können. Heute ist es wissenschaftlich erwiesen, dass sich das Schmerzempfinden und die Schmerzverarbeitung von Tieren nur gering von denen des Menschen unterscheiden.

Die Tiermedizin hat große Fortschritte in der Schmerzbehandlung gemacht. Bei Operationen, Verletzungen, Unfällen, Tumorschmerzen etc. erhält jedes Tier in unserer Praxis eine geeignete Schmerztherapie. Auch chronische Schmerzzustände können mit einer Dauermedikation gut behandelt werden. Für den Patientenbesitzer wird die Anwendung immer leichter. Heute gibt es neben Tabletten für die tägliche Gabe auch Schmerzmittel in flüssiger Form, die bequem über das Futter verabreicht werden können. Vor allem für Tierhalter mit unkooperativen Katzen eine große Erleichterung. Tabletten sind größtenteils mit Fleischaroma erhältlich, was die Akzeptanz verbessert. Moderne Medikamente, die nur einmal pro Monat gegeben werden und ihre Wirkung über 4 Wochen gleichmäßig abgeben, sind für viele Patientenbesitzer eine praktische und gute Lösung.

Wie erkenne ich, ob mein Tier Schmerzen hat? Jedes Tier geht mit Schmerzen anders um. Für die Diagnostik in der Praxis ist für uns eine genaue Beobachtung des Tiers durch seinen Besitzer eine große Hilfe. Denn Tiere können ihre Schmerzen nicht beschreiben. Wichtig zu wissen ist, dass die wenigsten Tiere Lautäußerungen von sich geben, wenn sie Schmerzen haben. Erst wenn der Zustand unerträglich wird, geben manche Laut. Viele leiden „stumm“ vor sich hin, weil es für sie ein natürliches Verhalten ist, Schmerzen und Schwächen zu verbergen, um von anderen Tieren nicht gemobbt oder ausgeschlossen zu werden. Auch in der Praxis zeigen Tiere oft eine höhere Schmerzduldung als zu Hause, weil die Aufregung die Empfindlichkeit bei der Untersuchung überlagert.

Vor allem Senioren und übergewichtige Tiere leiden unter schmerzhaften Gelenkveränderungen und Arthrosen. Schmerzzustände, die sich schleichend entwickeln, sind sowohl für den Tierarzt als auch den Besitzer schwieriger zu erkennen, weil sich Verhaltensänderungen und Einschränkungen langsam einstellen.

Um uns ein besseres Gesamtbild machen zu können, betrachten wir bei der Schmerzdiagnostik unter anderem das Verhalten des Tieres, die Körperhaltung, die Nahrungsaufnahme, den Aktivitätsgrad, den Pflegezustand, die Stubenreinheit und die Gewichtsentwicklung. Unsere Tierärztin führt mit Ihnen ein ausführliches Gespräch, um die Situation individuell einschätzen zu können. Weitere Untersuchungsmöglichkeiten bieten Röntgen-Aufnahmen, Ganganalysen und das Führen eines Schmerztagebuchs mit Hilfe einer Schmerzskala.

Zusätzlich zur Behandlung mit Medikamenten empfehlen wir bei Bedarf eine Physiotherapie bei einem fachkundigen Kollegen oder eine zusätzliche Akkupunktur-Behandlung. Für ältere Patienten mit chronischen Schmerzzuständen können Sie auch zu Hause einiges tun. Eine Rampe für den Hund, damit er besser ins Auto einsteigen kann. Eine Möglichkeit für die Katze, trotzdem auf den Lieblingsplatz auf der Fensterbank zu kommen. Wir haben zahlreiche Tipps für Sie zur Hand.

Jedes Tier hat das Recht auf Schmerzfreiheit durch ein gutes Schmerzmanagement!