Pünktchens Autounfall

31. Oktober 2012

Katze Puenktchen

Mein Name ist Pünktchen. Ich bin eine kleine Katzendame. Dort, wo ich vor einem Jahr geboren wurde, war ich nicht erwünscht. Der Besitzer des Bauernhofes wollte mich „wegtun“. Nur für mein Brüderchen sollte es ein neues Zuhause geben.

Doch ich hatte Glück. Mein jetziges Frauchen hörte von uns und nahm mich und meinen Bruder Fred bei sich auf.  Die ersten Monate durften wir in ihrer Wohnung spielen und herumtollen, wobei einiges an Einrichtung auf der Strecke blieb. Frauchen hat uns aber das  Meiste verziehen. Nur um die schöne Palme mit den großen Wedeln tat es ihr – glaube ich – doch leid. Aber mein Bruder fand es zu toll, immer wieder mit Anlauf in die Palmenblätter zu springen. Daher beschloss unser Frauchen irgendwann, uns nach draußen gehen zu lassen.

Endlich war der große Tag da (vorher mussten Fredi und ich noch jeder eine Kastration und gefühlte tausend Impfungen hinter uns bringen!). Draußen. Im Garten. In der Sonne. Im Gras. Das war ein Leben! Schon bald hatte jeder von uns die Nachbarschaft  erkundet. Wir genossen den Sommer, die Freiheit und die Wonnen unseres Katzenlebens. Alles war gut und wunderbar. Bis dieser eine Tag kam. Der Tag, an dem ich in das Auto lief.

Ich hatte mich vor dem Auto erschreckt und wollte schnell auf die andere Straßenseite nach Hause laufen. Ein Autofahrer hatte mich bereits gesehen und angehalten. Nur leider kam von der anderen Seite ein zweites Auto. Ich spürte den Aufprall meines Körpers gegen etwas Hartes. Ich überschlug mich, flog durch die Luft und landete auf meinen Pfoten. So schnell wie möglich lief ich weg von der Straße in den nächsten Garten. Es fehlte mir die Kraft, um weiterzukommen. Mir tat alles weh und ich bekam schlecht Luft. Also nahm ich das nächstgelegene Plätzchen und kauerte mich zusammen. An diesem Ort saß ich lange. Saß in der Kälte des klaren Oktobertages.

Stunden später hörte ich eine Stimme. Es war die vertraute Stimme meines Frauchens. Sie rief mich. Wenn ich mich doch nur hätte rühren können. Aber alles tat so schrecklich weh. Jede Bewegung strengte mich unglaublich an. Die Stimme bewegte sich in der Nähe hin und her, kam näher und entfernte sich wieder. Ich versuchte zu miauen, bekam aber keinen Ton heraus. Mit letzter Kraft raffte ich mich hoch und schleppte mich Richtung Straße.  Ich hörte mein Frauchen sprechen. Ganz nah. Ich zwang mich, weiter zu kriechen. Und plötzlich sah sie mich. Sie sagte  meinen Namen und nahm mich ganz vorsichtig in ihre Arme. Ich war völlig erschöpft. Gerade hörte ich noch, wie mein Frauchen etwas wie “Du bist ja eisekalt, Pünktchen“ murmelte. Dann saß ich auch schon in meiner Transportkiste im Auto.

Mein Frauchen ist zum Glück auch meine Tierärztin. Sie brachte mich in ihre Praxis. Ich wurde geröntgt und bekam eine Therapie gegen den Kreislaufschock und meine Schmerzen.  Gott sei Dank packte sie mich dann noch schön warm ein. Ich fror bis ins Mark und war furchtbar müde. Jetzt fühlte ich mich geborgen und in Sicherheit. Doch auf einmal saß ich samt Tropf schon wieder im Auto. Was sollte das denn jetzt?

Wir fuhren in die Tierklinik. Dort angekommen wurde ich sofort von einer Frau in das Notfallzimmer gebracht. Ich wurde mehrmals geröntgt. Anscheinend stimmte mit mir etwas Ernsthaftes nicht: Mein Zwerchfell war gerissen. Der Magen und die Darmschlingen lagen in meiner Brusthöhle und behinderten meine Atmung. Außerdem blutete ich innerlich. Oje, das hörte sich selbst für meine Katzenohren nicht gut an. Aber da bekam ich auch schon eine Spritze. Mir schwanden die Sinne.

Zwei Tage verbrachte ich in der Tierklinik, dann durfte ich nach Hause. Frauchen holte mich ab. Ich schnurrte und rieb mich vor Erleichterung an ihrer Hand. Zuhause musste ich dann allerdings in einem Laufstall sitzen – zu meiner eigenen Sicherheit. Dennoch war ich froh, wieder in meiner vertrauten Umgebung zu sein. Die ersten Tage ging es mir ganz gut. Doch dann passierte wieder etwas mit mir. Ich hatte keinen richtigen Appetit mehr, das Atmen fiel mir immer schwerer. Mein Frauchen machte sich große Sorgen. Sie maß meine Körpertemperatur, röntgte mich wieder und nahm mir Blut ab. Als wäre das alles noch nicht genug gewesen, bekam ich jeden Tag Medikamente gespritzt.

Mein Unfall und die abendliche Not-Operation in der Klinik waren nun fast schon eine Woche her. Plötzlich bekam ich ganz hoch Fieber. Da fackelte Frauchen nicht lange und fuhr wieder mit mir in die Tierklinik. Ich hatte eitrige Flüssigkeit in der Brusthöhle. Alle machten ernste Gesichter. Schon wieder musste ich da bleiben. Jemand pikste mit einer Nadel in meinen Brustkorb. Das tat weh. Aber ich bekam sofort besser Luft. Später bekam ich dann einen kleinen Schlauch in die Brusthöhle eingelegt. Mehrere Tage wurde täglich der Eiter abgesaugt und alles sauber gespült. Ich hing wieder am Tropf und bekam ständig Medikamente gespritzt. Aber die Behandlung zeigte Erfolg. Es ging mir von Tag zu Tag besser.

Nach fünf langen Tagen darf ich endlich wieder nach Hause. Ich habe keinen Eiter mehr in mir, bin fieberfrei und fresse mit gutem Appetit. Das wurde auch Zeit, denn mittlerweile habe ich eine echte „Twiggy-Figur“. Obwohl ich ja vorher schon dünn war. Mein Frauchen ist überglücklich, dass ich noch lebe und wieder daheim bin. Sie sagt aber auch, dass ich eine „goldene“ Katze bin und sie ab sofort eine Krankenversicherung für mich abschließen wird, die im Notfall für OP-Kosten aufkommt – Tierärztin hin oder her.