Blasenschlamm und Harnsteine beim Kaninchen

11. Oktober 2012

Floeckchen

In unserer Praxis werden zunehmend Zwergkaninchen mit Problemen im Harntrakt vorgestellt. Deshalb möchten wir Sie auf dieses wichtige Thema aufmerksam machen und Sie als Kaninchenhalter für die Syptome sensibilisieren.

Vorgestellt werden die Kaninchen meist, weil sie das Futter verweigern, sich zurückziehen und sich „anders“ verhalten als sonst. Das Problem liegt in vielen Fällen nicht an Verdauungsstörungen oder Zahnerkrankungen, was als Verdacht zunächst naheliegt, sondern in den Harnwegen.

Die kleinen Pflanzenfresser haben aufgrund physiologischer Besonderheiten eine hohe Kalziumausscheidung über die Nieren, die auch im Normalzustand im Harn zum Ausfall von Kristallen führt. Im Gegensatz zum Menschen nehmen diese Tiere das Kalzium ungeregelt auf, d. h. je höher der Kalziumgehalt im Futter ist, um so mehr wird aufgenommen und muss dann wieder über die Niere ausgeschieden werden.

Es kann sich sogenannter Blasenschlamm bilden, der als Sediment in der Blase liegt und die Harnröhre verstopfen kann, so dass die Tiere keinen Harn mehr absetzen können. Der Übergang vom Blasenschlamm zu Harnsteinen ist fließend.

Die Ursachen für die Bildung dieser Ablagerungen sind:

  • Kalziumüberschuss im Futter
  • Bewegungsmangel
  • zu geringe Wasseraufnahme

Da mit einer Fehlfütterung oft auch eine Verfettung mit Bewegungsmangel einhergeht, spricht man vom „fat lazy rabbit syndrome“ (engl. = dickes, faules Kaninchen-Syndrom).

Kaninchen können über erstaunlich lange Zeiträume hinweg mit diesen Beschwerden leben und keine Krankheitsanzeichen zeigen. Blasenschlamm bzw. -steine sind extrem schmerzhaft und können zu Entzündungsprozessen im gesamten Harnapparat führen. Wir empfehlen, Kaninchen (auch in Außenhaltung) einmal pro Tag in die Hand zu nehmen und die Anal- und Genitalregion anzuschauen. Oft haben Kaninchen mit Blasenproblemen eine verschmierte Genitalregion und verklebtes Fell. Bitte beobachten Sie Ihr Tier deshalb täglich. Der Urin sollte möglichst klar sein.

Ein freilebendes Kaninchen hat natürlicherweise eine hohe Bewegungsaktivität, frisst den ganzen Tag und setzt zur territorialen Markierung häufig Urin ab. Nun haben wir zu Hause unsere „Käfighasen“ mit weniger Bewegungsaktivitäten und nicht immer optimalen Ernährungsbedingungen. In vielen handelsüblichen pelletierten Futtermitteln finden wir nicht die optimale Zusammensetzung. Kaninchen, die zu Blasenschlamm oder -steinen neigen sollten vor allem kein fertiges Pelletfutter erhalten.

Was wir zur Vorbeugung tun können, ist die Haltung und die Fütterung zu optimieren. Hierzu beraten wir Sie gerne bei uns in der Praxis.

Sobald Sie bei Ihrem Kaninchen verändertes Verhalten, Fressunlust, braunen, schlammigen oder blutigen Urin bemerken, empfehlen wir Ihnen einen baldigen Besuch in unserer Praxis.